Kommende Ausstellungen

Informieren Sie sich hier, welche Ausstellungen demnächst von der Staatlichen Graphischen Sammlung München in der Pinakothek der Moderne gezeigt werden.

Rei Naito, Matrix, 2010, Teshima Art Museum, Installationsansicht, Raumgröße ca. 40 x 60 x 4,3 m, © Rei Naito

REI NAITO

breath
07.06. – 13.08.2023

Im Fokus der Installation breath steht allein der menschliche Atem. Schenken wir ihm auch selten Beachtung, ist er neben dem Herzschlag doch das zentrale Lebenszeichen unserer Existenz. Der Atem und sein Leben spendender Rhythmus sind ein Faszinosum, das in Schöpfungsmythen vieler Kulturen eine bedeutsame Rolle spielt. Der Atem haucht uns das Leben förmlich ein.

Zweifellos zählt das Werk der japanischen Künstlerin Rei Naito (*1961) zu den herausragenden Positionen der internationalen Gegenwartskunst. Ihre Installationen, zu denen auch breath zählt, stehen konzeptuell und ästhetisch den Arbeiten der amerikanischen Malerin Agnes Martin (1912 – 2004) und der deutsch-amerikanischen Bildhauerin Eva Hesse (1936 – 1970) nahe. Ihnen gemeinsam ist die kompromisslose Suche nach einer ultimativen ästhetischen Quintessenz.

Das Herzstück der Ausstellung breath bilden 50 Aquarelle, die Rei Naito im zurückliegenden Jahr für München geschaffen hat. Die chronologische Hängung lässt sie wie ein visuelles Tagebuch erscheinen. Der Werktitel colour beginning benennt den Auslöser der künstlerischen Recherche. Rei Naito lässt die Farbe für sich sprechen. In den zarten Malereien sprudelt die Wasserfarbe sozusagen unvermutet aus dem Nichts des weißen Blattes hervor. Die kompositorische Ordnung scheint in Fluss zu geraten und über die Blattgrenzen hinaus drängen zu wollen. Das jeweils zweite Blatt der zu Diptychen gruppierten Werke reagiert auf die koloristische Setzung des ersten. Naitos wechselvolles malerisches Zwiegespräch, das im Verlauf des Jahres unterschiedliche Tonlagen anstimmt, lässt sich von Blatt zu Blatt ablesen: Welche Bedeutung hat es, wenn die Farbe, hier als Metapher für unsere Lebensfreude, zurückkehrt? Wie geht man mit der neuen Lebenslust um, nachdem die Welt in den letzten zwei Jahren den Atem angehalten hat und das Leben nahezu stillstand?!

Auf den ersten Blick könnte man versucht sein, in dem radikalen Minimalismus von Rei Naitos feinnervigen Rauminstallationen einzig die von uns bewunderte unvergleichliche Vollkommenheit und asketische Strenge der japanischen Ästhetik zu sehen, die in der westlichen Welt bis heute nahezu unerreicht bleibt. Stellt sich aber der glückliche Augenblick ein, von Rei Naitos Münchner Ausstellung breath berührt zu werden, erlebt man hautnah, dass es in der Installation um weitaus mehr geht und mit breath universelle Fragen thematisiert werden, die uns alle bewegen. Sie sind Teil unseres inneren Kompasses, der uns unseren Weg zeigt.

In den Ausstellungsräumen der Staatlichen Graphischen Sammlung München spricht uns Rei Naito auf sehr unterschiedliche Weise mit subtilen künstlerischen Setzungen an. Wir sind eingeladen, Teil der Installation und handelnde Akteure zu werden. Jeder tritt für sich selbst in einen erkenntnissetzenden Dialog mit seinen Erfahrungen, Wünschen und Perspektiven für das Leben ein.

breath fordert unsere Achtsamkeit heraus. Es sind eben diese leisen, flüchtigen Sinneseindrücke, denen wir uns kaum auszusetzen wagen, in unserer auf Leistung und Effizienz bestimmten Welt. Mag sein, dass die Geschicke der letzten Jahre in uns die Sehnsucht zum Umdenken ausgelöst haben. Dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, Rei Naito in der Pinakothek der Moderne als einem Haus für Gegenwartskunst vorzustellen.

Mit der Ausstellung breath von Rei Naito wirft die Staatliche Graphische Sammlung München zum wiederholten Mal nach den jüngsten Projekten mit Gerhard Richter, Michael E. Smith, Cecily Brown und nicht zuletzt Tony Cragg kritisch die Frage auf nach der Bedeutung der Zeichenkunst im 21. Jahrhundert als Impulsgeberin innerhalb der bildenden Künste und nach ihrer Rolle als existenzielle Ausdrucksform des menschlichen Intellekts und seiner Schöpfungskraft. Mit diesem Projekt wünschen wir uns einmal mehr, mit Ihnen einen Blick in die vielversprechende und spannende Zukunft der Zeichenkunst zu werfen.

breath is at once the title and the subject of the present installation. While we rarely pay attention to it, breath, like our heartbeat, is the central vital sign of our existence. Breath and its life-giving rhythm are mysteries that play key roles in the creation myths of many cultures. With our breath, we literally inhale life.

Doubtlessly, the work of Japanese artist Rei Naito (*1961) constitutes one of the eminent positions in contemporary art. Her installations – breath among them – are related conceptually and aesthetically to the works of American painter Agnes Martin (1912–2004) and German-American sculptor Eva Hesse (1936–1970). They all share the uncompromising search for an ultimate aesthetic quintessence.

At the core of our exhibition breath are fifty watercolours Rei Naito created for Munich during the past year. Their chronological presentation makes them appear like a visual diary. The group‘s title colour beginning points to the spark that triggered Rei Naito’s artistic investigation. She lets colour speak for itself. In her tender paintings, the watercolour appears to be sputtering from the nothingness of the white sheet. Any compositional order seems to have submitted to a flow and to be pushing beyond the edges of the sheet. The works are grouped into diptychs, of which each second sheet constitutes a reaction to the coloration of the corresponding first sheet. Naito’s mutable painterly dialogue, which subtly varies colours during the year, can be detected in one sheet after the next. What does it signify when colour, here a metaphor for our joy in life, returns? How to deal with this new lust for life, after the world has held its breath for two years and life almost came to a standstill?!

At first glance, we are tempted to read the radical minimalism of Rei Naito’s gentle installation merely as an expression of the incomparable perfection and ascetic severity we admire in the Japanese aesthetic, which remains unmatched in the Western hemisphere. However, when the joyous event happens and we are touched by Rei Naito’s Munich exhibition breath, we experience intimately that this installation is about much more and that breath speaks to universal questions that move us all. These questions constitute our inner compass that guides us along our paths.

Inside our exhibition galleries, Rei Naito addresses us in various ways with delicate artistic means. We are invited to become part and agents of the installation. Each on our own do we enter into an illuminating discourse with our personal experiences, hopes and perspectives for life.

breath challenges us to be mindful. It is exactly these imperceptible, fleeting sensory impressions to which we hardly dare subject ourselves in this world that is governed by achievement and efficiency. Possibly the events of recent years have triggered in us a desire to rethink. So this is the right time to present to you Rei Naito in the Pinakothek der Moderne, a place for contemporary art.

With the exhibition breath by Rei Naito, the Staatliche Graphische Sammlung München once more, after recent projects with Gerhard Richter, Michael E. Smith, Cecily Brown, and Tony Cragg, addresses the question as to the importance of drawing in the 21st century as a driving force within the visual arts and examines its role as an existential form of expression of the human intellect and its creative energy. With this project as well, we are hoping to share with you a glimpse into the promising and exciting future of drawing.

Georg Baselitz, Blatt 12 der Folge "Malelade": Romantiker kaputt, 1989, Probedruck, 1. Zustand, A, Kaltnadel, grün mit kräftigem Plattenton, Blattmaß: 502 x 663 mm, Plattenmaß: 349 x 495 mm, Staatliche Graphische Sammlung München, © Georg Baselitz 2023

Malelade – Georg Baselitz zum 85. Geburtstag

30.08. – 22.10.2023

Anlässlich seines fünfundachtzigsten Geburtstags und Georg Baselitz zu Ehren präsentiert die Staatliche Graphische Sammlung München Meisterblätter aus zwei herausragenden Werkgruppen seines Schaffens. Gezeigt werden aus dem weltweit einzigartigen Bestand der Sammlung von mehr als 1.100 graphischen Arbeiten des Künstlers auf der einen Seite frühe Hauptwerke aus der Serie „Helden“. Sie geben einen Eindruck von Baselitz‘ radikal expressiver Zeichnungskunst in der Mitte der 1960er Jahre und bestätigen seine hervorstechende Position innerhalb der figurativen Kunst der Moderne und Gegenwart.

Auf der anderen Seite steht dem ein zweiter Höhepunkt mit Werken aus der jüngeren Zeit seines druckgraphischen Schaffens gegenüber. Der singuläre Münchner Bestand von 148 Probedrucken zu seinem berückenden Künstlerbuch „Malelade“ von 1990 wird erstmals vollständig zu sehen sein, die Georg Baselitz als virtuosen Techniker und brillanten Druckgraphiker ausweisen. Bestechende Farbradierungen von lyrischer Kraft begegnen in „Malelade“ den sprachlichen Experimenten des Künstlers, die sich zu einem kongenialen Epos der Moderne verdichten. Und wie es sich für das Geheimnis um Geburtstagsgeschenke gehört, halten wir noch eine großartige Überraschung bereit!

To mark Georg Baselitz’s 85th birthday and in his honour, the Staatliche Graphische Sammlung München is exhibiting exceptional works from two outstanding groups of prints within his œuvre. On the one hand, major early works from the ‘Helden’ (Heroes) series from the Sammlung’s unique holdings of more than 1,100 graphic works by the artist will be on display. These convey Baselitz’s radically expressive manner of drawing in the mid-1960s and confirm his preeminent position within modern and contemporary figurative art.

On the other hand, a second highlight will be works of a more recent date from his œuvre of prints. Munich’s unequalled holdings of 148 proofs for his remarkable artist’s book ‘Malelade’ from 1990, that show Georg Baselitz as a technical virtuoso and brilliant print artist, will be on view in their entirety for the first time. In ‘Malelade’, captivating colour etchings of lyrical power encounter the artist’s language experiments forming a congenial modern epic. And as befits the secrecy surrounding a birthday present, we have another magnificent surprise in store, too!

Kiki Smith, Drucker und Verleger: Thirteen Moons, New York, "Heart in Hand", 2015, Monoprint; Aquarell und Bleistift auf Losin Prague Papier, 296 x 205 mm, Staatliche Graphische Sammlung München, Schenkung der Künstlerin, © Kiki Smith

KIKI SMITH – FROM MY HEART

03.11.2023 – 21.01.2024

Mit der Ausstellung “From My Heart” gratuliert die Staatliche Graphische Sammlung München der New Yorker Künstlerin Kiki Smith (*1954) zu ihrem runden Geburtstag am 18. Januar 2024.
Die Münchner Sammlung ist mit Kiki Smith sehr eng verbunden, da die Künstlerin ihr gesamtes in Auflage erschienenes druckgraphisches Werk der Sammlung schenkte bzw. schenkt – jährlich wird die Schenkung mit neu entstandenen Werken erweitert. Dank dieser großzügigen Geste besitzt die Staatliche Graphische Sammlung München nun weltweit den größten Bestand an Druckgraphiken von Kiki Smith. 

Über Kiki Smiths gesamte Karriere hinweg steht die Frage nach dem Dasein des Menschen im Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens. Um den menschlichen Körper genauer zu erforschen, hatte sie sich seit Ende der 1970er Jahre mit den Funktionen und Körperteilen des Menschen intensiv beschäftigt. Sie gilt als eine der ersten zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler, die dies in ihrer Kunst thematisierten. Dazu gehören auch die Organe, unter diesen das Herz. 

Mit der Wahl des Themas „Herz“ bringt die SGSM ihre Verbundenheit mit Kiki Smith zum Ausdruck und ermöglicht zugleich einen singulären und konzentrierten Einblick in ihr feinsinniges Œuvre. Diese Themenwahl erlaubt es Besuchenden, formale und inhaltliche Erwägungen der Künstlerin zu erspüren. Existentielle Fragen nach dem Dasein des Menschen werden aufgeworfen und hinterfragt.

With its exhibition “From My Heart” the Staatliche Graphische Sammlung München honors Kiki Smith’s special birthday on 18 January 2024. The Munich museum has close ties with the New York artist because Smith has been donating since 2015 and continues to donate her entire print oeuvre in editions to SGSM. Her generosity is renewed with her yearly sending new prints. Thanks to this liberal gesture, SGSM now boasts the internationally largest holdings of Kiki Smith prints.
Throughout Kiki Smith’s career the question of human existence (corporeal as well as metaphysical) has been at the focus of her creative output. In order to better understand the human body, she examined in her early work in the late 1970s human functions and body parts. She pioneered this theme as one of the first contemporary artists. Among the parts that captured her attention were organs, one of them the heart.

By focusing on the motif of the heart, the museum celebrates its close ties with Kiki Smith while offering a singular and concentrated perspective of her profound œuvre. With the choice of this theme, visitors are offered a sense of the artist’s formal and theoretical considerations. Fundamental questions regarding human existence are being raised and explored.